Seit nun einem Monat leben und studieren wir auf dem Campusgelände der Uni. Der Campus ist riesig und so gibt es immer viel zu entdecken:
Links der Aufruf einer Studentenorganisation vor dem Eingang zum Campus. Rechts das administrative Hauptgebäude, sichtlich mitgenommen vom Monsun der letzten 40 Jahre. |
Der Weg zum Hockklo: Unauffällig klemmt man sich die wiedermal zu große Klopapierrolle unter den Arm um unauffällig seinen Weg in Richtung Hockklo zu gehen. Hoffentlich kommt einem nicht ein Inder entgegen und sieht was man zu verstecken versucht. Wenn einem sonst keiner entgegen kommt so doch immerhin der Geruch, es muss also schnell gehen - nicht immer ganz einfach bei all den "Problemen" die man hier so haben kann, immerhin jedoch berührt man bei all dem Vorgang nichts . Der Inder benutzt für den Toilettengang kein Papier, dafür aber die linke Hand und etwas Wasser. Das macht die linke Hand unrein und darf damit nicht zum Essen oder zur Begrüßung benutzt werden. Wir benutzen natürlich Klopapier, was hier viel teurer ist als bei uns. Ich hab schon Packungen für 899Rs gesehen (ca. 14€). Das kleine Kätzchen hat nur zufällig gerade vorbeigeschaut.
"So jetzt noch eben Hände waschen" denkt man sich. Doch mit dieser Invasion von tausenden von Insekten hat man nicht gerechnet.
So schnell sie gekommen sind, waren sie aber auch schon wieder weg. Nach der Paarung waren die Flure bedeckt mit Insektenflügeln.
Riesen-Fluginsekten sind nicht die einzigen Tiere auf dem Campus. Neben Wildschweinen, Rehen, tanzenden Pfauen, Schlangen, Riesenskorpionen, Affen, gibt es direkt nebenan auch diese Exeplare von indischen Büffeln. Nach dem Bad im Buffalo Lake gönnt sich die Horde gerne auch mal einen kleinen Spaziergang um die Campusgebäude.
Den zweiten See auf dem Campus: "Peacock lake" könnte man als Aasee-Ersatz bezeichnen. Statt grillwütige Kubbspiel-Studenten zeigen sich hier aber nur heimlich Pärchen und wir beim Gemüse braten.
Der Wecker klingelt - es ist 9 Uhr. Man ist vom Treiben auf dem Hostelflur schon länger wach und freut sich auf das zugleich kommende Dosa zum Frühstück. Neben Dosas kann man noch zwischen frittierten Chillies oder frittierten Teigbällchen mit Chillies oder
frittierten Teigdonuts mit chillies oder frittierten Brotfladen wählen. Wer es aber gerne unfrittiert und unscharf zum Frühstück mag muss sich mit Idlys zufrieden geben. Das vielversprechende Obst gibt es leider nur entsaftet, vermischt mit unmengen zucker und gefährlichem Eis.
Nach dem etwas anderen Frühstück geht es zum science complex, wo in den vielen und langen Gängen die life science Labore untergebracht sind. Viele Instrumente finden in den Räumen keinen Platz, somit sind auf dem Flur Autoklaven und Kühlschränke abgestellt.
Vielleicht etwas unordentlich, aber wiedererwarten gut ausgestattet. In unserem ersten Monat waren wir in 7 verschiedenen Laboren, in denen wir für 2-3 Tage reinschnuppern und kleine Experimente
machen durften. Die Doktoranten sind immer sehr interessiert uns ihre Instrumente und Methoden zu zeigen und zu
erklären. Und so haben wir hier schon Eliza, Rasterelektronenmikroskopie, 2D-SDS-PAGE, Konfokalmikroskopie, westen blot, fluorescence
activated cell sorting, high-performance liquid chromatography,
Immunohistochemistry, protein modelling, genome
sequence analyses, cDNA synthese, RNA Isolation und Lab-on-a-chip gemacht. Im Allgemeinen kann man sagen, dass man hier vorallem anwendungsorientiert forscht und weniger Grundlagenforschung betrieben wird. Daher war auch der thematische Hintergrund der ersten Labore sehr interessant: Nanopartikel für gezielte Krebstherapien, Charakterisierung von Topoisomerasen bei HIV-Infektionen, Regulation der biologischen Uhr, Host-Parasit Interaktion bei Leishmania, Epigenetik bei Genregulation und Telomeren, bioinformatische Medikamentenentwicklung.
Müllberg aus leeren Chemikalien. Die Zustellung von Reagenzien kann bis zu 3 Monate dauern, oft können Experimente solange nicht fortgeführt werden. Was danach damit passiert ist unklar. Fest steht: viel Verantwortung für Natur und Nachhaltigkeit wird hier nicht übernommen.
Die Fahrräder die wir uns hier gekauft haben, sind von sehr unterschiedlicher Qualität, der Preis war jedoch der gleiche und so rotieren wir die Fahrräder jeden Donnerstag, damit es für jeden fair bleibt. Wie in Münster werden auch hier gerne Fahrräder geklaut, so leider auch schon von uns.
. Am Shopping-Komplex kurz Shop-com gibt es verschiedene Stände und Geschäfte.
Selbst einen Friseur gibt es. Das Angebot: "Gaylords Welcome" hat uns jedoch noch nicht überzeugt.
Das Goops wäre nichts ohne Goopal mit seinem Supermarkt, wo es von Schokosmoothies bis Lampenöl alles gibt. Sei es das Wasser oder die Kekse, man merkt schnell, dass die Produkte in der Hand von wenigen MNCs (multinational corporation) liegt. Der Lassi - klar von Danone, ach und der Mangosaft ist natürlich von Coca Cola ...
Eigentlich haben wir nicht viel Hoffnung gehabt die Fußballspiele der EM sehen zu können - welcher Inder interessiert sich auch schon für Fußball? Das sich zum Anpfiff um 00:30 doch immernoch so viele im Fernsehraum des Hostels eingefunden haben, war irgendwie verrückt. Besonders auffallend waren die lautstarken Jubelgeschreie die mehr nach indianischem Angriff als nach Fußballmeute klangen. Leider konnte Auch die mitgebrachte deutsche Flagge die Inder beim entscheidenden Halbfinalspiel nicht von der Seite Italiens bringen ...
Man kommt nicht oft in den Genuss von kühlem Kingfisher und Co, aber wenn dann in guter Gesellschaft.
Sonnenuntergang von unserem Lieblingsfelsen am peacock lake. Seit dem Monsoon ist der Campus saftig grün geworden, die Seen sind angeschwollen und die Mücken haben sich verunendlicht.
Und wer noch nicht genug hat, kann sich diese selbstgemachte Campus-Tour anschauen:
Campus from Alex Hauser on Vimeo.
https://vimeo.com/45788491Und damit viele Grüße an all die vielen tollen Leute auf der anderen Seite der Kugel, die uns soviel Unterstützung geben.